Hobby Horse Bastelanleitung
Anleitung (by Kay Schumann)
Ich bastel mir ein Hobby Horse = Steckenpferd (einfache Machart)
benötigtes Material :
- fester Stoff z.B. Velboa, Kurzhaarplüsch, Wildleder, oder ähnliches (min. 1mx0,5m)
- Vlieseline – am besten eignet sich Bügelvlies H250 / H310, oder H630 Volumenvlies
- Garn passend zum Stoff und zur Mähne / Schopf
- Filz, Leder, anderer Stoff in gewünschter Farbe für Augen und Nüstern
- Wolle für Mähne und Schopf
- Bastelwatte
- Klebeband (leicht entfernbar, z.B. Malerkrepp)
- 2 kleine Sicherheitsnadeln
- 1 runder Holzstock/Besenstiel ca. Ø 26 – 28 mm und ca. 60-80 cm lang (die Enden verrundet)
- Hobby Horse Schablone z.B. selbst gezeichnet auf Pappkarton (schneidbar), oder Schablone von Kullaloo.de (suchen nach : Schnittmuster „Holly“), Etsy.com (suchen nach : Hobby Horse Vorlage / Schnittmuster) als PDF / Hinweis : die Schablone beschriften: auf der einen Seite „Links“ auf die andere Seite „Rechts“
benötigtes Handarbeitswerkzeug :
- Schere für Stoff geeignet
- Bleistift
- weißer Edding, Deckweiß oder Stecknadeln mit weißem Kopf (für Augenlichtpunkte)
- Lineal, Maßband, Bandmaß, Gliedermaßstab (Zollstock)
- Bügeleisen
- Hand-Nähdadel oder Nähmaschine (hier wird nicht drauf eingegangen)
- Stecknadeln (2-30 Stück)
Den Stoff, entweder den ganzen, oder auch nur ein etwas größeres Stück als die Schablone, mit der Seite, die später nach Außen zeigen soll nach unten auf einen geraden, sauberen Untergrund (Tisch / Boden) legen und die Ecken mit Malerkrepp darauf fixieren. Den Stoff dabei nicht zu stark ziehen / dehnen.
Das Bügelvlies in selbiger Größe mit der leicht genoppten Seite (das ist der kalte Klebstoff) auf den Stoff legen und ebenfalls mit Malerkrepp fixieren.
Mit dem auf Stufe 2-3 vorgeheizten Bügeleisen das Vlies mit dem Stoff verbinden (der Klebstoff schmilzt und verbindet sich mit dem Stoff) ca. 10-20 Sekunden dauert es pro Bügeleisenfläche.
Nun die Schablone, mit z.B. Seite „Links“ nach oben, mit Malerkrepp (an einigen Stellen) platzsparend darauf platzieren / fixieren , jedoch so, dass mindestens noch 1cm Stoffrand nach außen zu sehen ist. Nun mit dem Bleistift die Schablone auf das Vlies übertragen.
Malerkrepp überall entfernen und Schablone abnehmen.
Mit der Schere die Kontur im Abstand von ca. 1cm nach außen ausschneiden, das ist später der Nährand.
Selbige Prozedur noch einmal machen, jedoch muss nun die Schablone gespiegelt (Rechts nach oben) aufgelegt werden.
Mit einem Maßband die komplette Außenkontur einmal abmessen, je nach Größe der Schablone liegt das Maß dann bei ca. 0,8 bis 1,2 m.
In dieser Länge wird nun ein Stoffstreifen mit Bügelvlies (Prozedur wie oben beschrieben) von 3-7 cm Breite benötigt, je nachdem, wie schlank / schmal nachher das Hobby Horse sein soll. Bedenke, dass du hier pro Seite 1cm als Nährand dazu rechnen musst, den du dir am Besten mit dem Bleistift auf das Vlies einzeichnest. Dies geht am besten mit einem durchsichtigen Geodreieck, da hast du bei 1cm eine Linie als Anhalt. Den Streifen mit Nährand ausschneiden. Es können auch mehrere Streifen sein, wenn der Stoff nicht lang genug ist.
Jetzt zeichnest du alle 5cm einen lotrechten Strich im Bereich des Nährandes auf den Bügelvlies beider Kopfteile. Bei dem Pferdekopf fängst Du in der Maulspalte an und gehst einmal in Richtung Hals runter und einmal von der Maulspalte über den Nasenrücken bis über den Hals. Das Messen erledigt man hier am Besten mit dem Maßband hochkant, um die Konturen genau zu erfassen. Als Anlagehilfe kann man die Schablone auflegen und an ein paar Stellen wieder mit Malerkrepp fixieren und das Maßband hochkant dagegen drücken. Einfach immer wieder nur die ersten 5 cm vom Maßband mit dem Anfang an einem Strich ausrichten und bei 5cm einen Strich nach vorn ziehen. Wichtig ist wirklich genaues arbeiten, denn sonst wird der Kopf nachher schief.
Die Schablone wieder entfernen und selbiges auf dem anderen Pferdekopfstoffstück übertragen und auch den/die Stoffstreifen mit 5cm Markierungen auf beiden langen Seiten versehen, jedoch den 1. Strich erst bei 6cm machen und dann alle 5cm weiter.
Nachdem die Vorbereitungen abgeschlossen sind, kann mit dem Nähen begonnen werden.
Einen der beiden Stoffpferdeköpfe nun mit der Vliesline nach UNTEN gerade ausgebreitet auf den Tisch legen und einen Stoffstreifen mit der Vliesline nach OBEN und dem Anfang +1cm (=die 6cm Markierung) an die obere Maulspalte legen. Der Stoffstreifen liegt auf der Innenseite zum Nasenrücken hin und liegt exakt an der oberen Maulspalte entlang. Diese Lage fixierst du mit 2 Stecknadeln im inneren Bereich.
Jetzt das Garn in die Nadel einfädeln und von der Maulspalte her auf der 1cm Linie vernähen. Es eignet sich zum bessern Halt, den Faden doppelt zu nehmen und die Nadel immer gleich wieder durch die Schlaufe zu ziehen = einfacher Knoten. Dies bis zur ersten 5cm Markierung eng vernähen. Die 2 Nadeln können nun wieder entfernt werden.
Den Stoffstreifen nun so weiter am Rand entlang verlegen, bis die nächste Markierung mit der des Pferdekopfes übereinstimmt. Mit den 2 Stecknadeln die nächsten 5cm feststecken und genauso wie oben beschrieben vernähen. Danach kann schon der nicht vernähte Bereich (Nase) bzw, zwischen der 1. Markierung und der 2. Markierung vernäht werden. Dies nun bis zum Kopfscheitelpunkt alle 2 Felder durchziehen. Den Mähnenkamm kann man nun komplett vernähen, trotzdem immer wieder auf die Markierungen achten.
Einen Extrastreifen nutzt man für das untere Maulteil, über die Kehle und den Unterhals.
Für die spätere Befestigung am Stock wird ein ca. 2-3cm langer Teil am unteren Hals = Wirbelsäulenverlauf / Stocköffnung nicht vernäht. Hier wird später auch die Watte zur Befüllung hindurch gesteckt, also eventuell noch etwas weiter offen lassen, da es später immer noch vernäht werden kann.
Im Bereich der Maulspalte haben wir nun 2 Streifenanfänge, die nach innen 1cm überstehen. Diese können nun auch vernäht werden, damit das Maul nachher innen nicht offen ist.
Es folgt nun der schwierigste Teil.
Die 2. Pferdekopfstoffseite muss nun, mit der Vliesline nach oben, exakt am Mittelstreifen mit Stecknadeln fixiert werden. Hierzu dienen wieder die Markierungen als Anhalt. Je genauer hier gearbeitet wird, desto besser ist später das Ergebnis. Man kann es Teilfixieren, oder auch komplett.
Nachdem nun dieses Seite auch mit gleichmäßiger Sorgfalt vernäht wurde, können die Stecknadeln entfernt werden.
Der spannendste Teil kommt nun. Man könnte es die Geburt des Hobby Horses nennen.
Mit einer Hand greifst du in das nicht vernähte Loch im unteren Hals, wo später der Stock eingesteckt wird, und arbeitest dich bis zum Maul vor. Halte es fest und krempel mit der anderen Hand den Hals über deinen Arm, bis das Maul zum Vorscheinen kommt und der schöne Stoff außen ist.
Jetzt befüllst du den Innenteil des Pferdekopfes mit Bastelwatte. Die nimmst immer ca. eine Handvoll und stopfst sie fest hinhein. Sobald der Mund / Nasen / Kinnbereich zur Hälfte fest gestopft ist, nimmst du die beiden Sicherheitsnadeln und verschließt mit ihnen quasi vorn den Mund, so dass er sich nicht mehr öffnen lässt.
Der Rest kann dann gleichmäßig und fest in kleinen „Portionen“ gefüllt werden.
Darauf achten, dass keine Dellen oder Hohlräume entstehen.
Ist das Füllen beendet, kann man sein Werk begutachten, eventuelle Fehler ausbessern und zur Aufgabe der Ohrenherstellung übergehen.
Hierzu arbeitest du wie Anfangs schon beschrieben, mit Vliesline, ein Stück Stoff in gewünschter Größe aus. Eine Ohr-Vorlage solltest du dir so erstellen, die Ähnlichkeit mit einer Zwergenzipfelmütze hat.Bedenke, dass du hiervon 4 Stoffteile brauchst, die jeweils Paarweise gespiegelt sind. Diese nähst du mit dem gleichen Verfahren linksrum gelegt zusammen.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Ohren zu stabilisieren, wenn du das möchtest. Entweder mit einer Pappeinlage, oder sogar mit einer Kunststoffeinlage, diese zum Beispiel aus einem größeren Joghurtbecher herausschneiden, oder irgend einem anderen, festeren, dünnem Kunststoff herstellen. Es ist auch möglich den Kunststoff mit einem Heißluftföhn noch in Form zu bringen, aber dies nur für Erwachsene (Verbrennungsgefahr).
Die Ohren an gewünschter Position mit Stecknadeln anstecken und noch nicht annähen.
Augen und Nüstern können zum Beispiel aus Filz, Leder, anderem Stoff hergestellt werden.
Lichtpunkte für mehr Lebendigkeit werden bei Augen entweder mit einem weißen Edding, weißen Stecknadeln (vorsichtig im Haushalt mit Kleinkindern, können rausfallen), Deckweiß oder anderen Materialien / Mitteln hergestellt.
Die Nüstern und Augen positionieren und mit Stecknadeln anstecken.
Schauen ob das Gesamtergebnis zufriedenstellend ist und dann Ohren, Augen und Nüstern annähen.
Es fehlt noch die Mähne und der Schopf.
Dafür benötigen wir Wolle in der gewünschten Schopf- / Mähnenfarbe.
Für die Mähne fixierst du mittig einen Wollfaden im Bereich des Mähnenkamms ca. 2 cm hinter dem Ohr beginnend bis ca. 2cm vor Ende des Mähnenkamms mit Stecknadeln.
Wickel nun Wolle um ein Heft, oder Pappe mit der Breite, wie die gewünschte Mähnenlänge werden soll. Du schneidest dann eine Seite durch und erhälst so lauter gleichlange Wollfäden, wie Schnürsenkel.
Diese knotest du nun gleichmäßig an den einen Wollfaden, der am Hobby Horse befestigt ist, bis deine gewünschte Mähnenstärke erreicht ist (richtige Fleißarbeit)
Den Wollfaden vernähst du nun fest mit dem Mähnenkamm des Hobby Horses.
Den Schopf kannst du im selben Verfahren herstellen, nur wird hier der eine Faden quer festgesteckt. Also quasi von Ohr zu Ohr.
Der letzte Schritt ist der Stock mit dem Pferdekopf zu verbinden.
Ich beschreibe mal, wie ich es mache und damit gute Erfahrung habe, jedoch gibt es da sehr viele Varianten, die ich hier nicht alle beschreiben möchte.
Zuerst nimmt man das Hobby Horse überkopf zwischen die Beine und bohrt mit dem Stock ein Loch in die Watte. Die Tiefe sollte bis zum Ende Hals – Anfang Kopf sein, aber sollte trotzdem nicht von außen sichtbar, oder spürbar sein.
Ich sprühe nun den Stock einseitig ca. 20 cm mit UHU-Sprühkleber ein und nehme ein etwa
20x20 cm großes Stück Bastelwatte und wickele es dort, unter wiederholtem Einsatz von Sprühkleber, fest um den Stock.
Diesen drehe ich dann in „Wickelrichtung“ in das vorbereitete Loch.
Wenn die gewünschte Position erreicht ist, noch einmal schauen, ob der Stock gerade sitzt und dann, ca. eine halbe Umdrehung, in die andere Richtung drehen.
Mit Panzertape fixiere ich die 4 Stofflappen am Stock und zwar immer einer nach dem anderen mit einem extra Stück Tapeband. Nun nehme ich den Wollfaden in der Stoff- oder Mähnenfarbe und umwickele diesen Bereich einmal runter und wieder hoch sehr fest. Die Enden werden verknotet und mit Sekundenkleber, mittels Zahnstocher, getränkt. Den Knoten vernähe ich dann wiederum am Stoff.
Fertig ist ein Hobby Horse.
Es gibt in allen Bereichen der Herstellung Änderungsmöglichkeiten.
Gern zähle ich mal welche auf :
-
Scheckungen und Abzeichen können sowohl aufgenäht (weit verbreitet) als auch eingenäht (hohe Kunst) werden
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Der Mittelstreifen kann unterschiedliche Breiten haben, Nase schmal, Ohrenbereich breiter, Mähnenkamm wieder schmaler
-
Nüstern können aufgeklebt, aufgenäht oder als Tasche eingenäht werden
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Augen können aufgeklebt, aufgenäht oder als extra Bauteil eingenäht werden (Glasaugen, Wimpern) (hohe Kunst)
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Ohren können mehrfarbig sein; in der Ohrmuschel eingearbeitetes Fell als Ohrenlanghaar
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Tasthaare im Mundbereich wurden auch schon gesichtet, vermutlich aus Angelschnur
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Mähne kann aufgesetzt sein, wie hier beschrieben, aber auch unter dem Stoff angebracht sein
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Langhaarmähne, Kurzhaarmähne, Stehmähne, mehrfarbige Mähne, aufgeribbelte Wollfäden
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Schattierungen mit Pastelkreide, Acrylfarbe oder sogar als Airbrush (hohe Kunst)
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nicht zu vergessen, das ganze Zubehör – Halfter, Knotenhalfter, Trense, Vorderzeug, Martingal, Brustschmuck, Zügel, Decke, Transporttasche, Fliegenohren, Gerte und vieles mehr
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es sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt, das ist das schöne am Hobby Horsing !
Viel Spaß wünsche ich beim „Zeugen“ eines Hobby Horses.
Als Abschluss dieser Anleitung muss ich jedoch darauf hinweisen, dass ich keine Haftung oder Gewährleistung auf Richtigkeit, Vollständigkeit, Reihenfolge, dir misslungene Versuche, körperliche Verletzungen noch sonstige dir entstandene Schäden aller Art durch die Befolgung dieser Anleitung übernehme. Du handelst in eigener Verantwortung, nach eigenem Geschmack, nach eigenem Geldbeutel.
Es grüßt ganz herzlich
Kay Schumann